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Ein langer Kampf
Dettinger Bürger und Albverein retten das Hörnle
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In den 1950er-Jahren machte der Widerstand der Dettinger Bürger gegen Pläne des Zementwerks, das Hörnle vollständig abzutragen, landesweit Schlagzeilen. In der heftig geführten Auseinandersetzung bot der Schwäbische Albverein den Gegnern des Abbaus uneingeschränkte organisatorische Hilfestellung. Die überspitzte Kernfrage war: Arbeitsplätze oder Naturschutz?
Der Steinbruch „Neuffener Hörnle“ im Jahr 1983, hinten das Ermstal mit Dettingen.
1902 begann das Zementwerk Nürtingen (später Portland-Zementwerke und Heidelberger Zement AG) auf der Nordseite des Hörnles mit dem Abbau. Eine Seilbahn beförderte die Rohstoffe – Kalkstein und Mergel – nach Neuffen, wo sie mit der Tälesbahn nach Nürtingen rollten. Ständig stieg der Bedarf an Zement, und der Abbau des Bergs schritt voran.
Bis hierher sollte das Hörnle abgetragen werden (aus den Blättern des Schwäbischen Albvereins Nr. 5/1956).
Eine Million für das Hörnle
In den 50er-Jahren entbrannte ein Streit, denn es war abzusehen, dass der Abbau den Bergkamm erreichen und auf Dettinger Seite weitergehen würde. Vom Hörnle wäre dann nicht mehr viel übrig geblieben. Der Albverein unter seinem Vorsitzenden Georg Fahrbach kämpfte gegen die Verunstaltung des Landschaftsbilds. Die Dettinger fürchteten, kalte Nord- und Ostwinde könnten ihre Obst- und Weingärten im Ermstal gefährden, wenn der schützende Bergrücken fehle. Das Zementwerk bot eine Million D-Mark und diverse Sonderkonditionen wie Zuschüsse zum Schulhaus-Neubau und Zement zum Selbstkostenpreis für alle großen Bauvorhaben der Gemeinde.
„Seine Heimat verkauft man nicht“
Bei einer Bürgerbefragung 1956 in Dettingen – einer der ersten in der Geschichte der jungen Bundesrepublik – stimmten 72 Prozent gegen weitere Verkaufsverhandlungen mit dem Zementwerk und der Gemeinderat schloss sich diesem Votum an. Das Hörnle war damit gerettet.
Die Landesregierung genehmigte die weitere Abtragung Richtung Sattelbogen für 25 Jahre, allerdings wurde der Rohstoffabbau bereits 1970 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt.
1975 wurde das Zementwerk geschlossen. Der Steinbruch wurde rekultiviert und 1997 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. In dem Biotop aus zweiter Hand haben sich zahlreiche, teils seltene Tiere und Pflanzen angesiedelt.
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Flugblätter für und gegen den Abbau des Hörnles 1956.
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